Soziale Armut. Wahrnehmung und Bewältigung von Armut in sozialen Netzwerken

In diesem Open-Access-Buch wird die subjektive Wahrnehmung und Bewältigung von Armut im Kontext der strukturellen Einbindung der Betroffenen konzeptualisiert und erfasst. In einer reichen Gesellschaft arm zu sein, bedeutet nicht nur ein materielles Problem, sondern auch die Infragestellung der sozialen und gesellschaftlichen Zugehörigkeit der Betroffenen. Um dem zu entgehen, sind die Akteure auf voneinander abgrenzbare Kontexte in ihrem Netzwerk angewiesen, in denen sie
Anerkennung und Teilhabe generieren können. Wer in dieser Lage auf sich selbst zurückgeworfen ist, erfährt Armut als die Zerstörung seiner bzw. ihrer Identität als respektables Mitglied der Gesellschaft. Der Kampf gegen die Armut darf daher nicht gegen die Armen geführt werden, sondern muss ein Kampf um Orte und Gelegenheiten sein, an denen wir zeigen können, dass es (auch) auf uns ankommt. Es zeigt sich, dass materielle Knappheit in Abhängigkeit der sozialen Einbindung unterschiedlich
wahrgenommen wird. Die Bewältigungschancen verschlechtern sich, je weniger Gelegenheitsstrukturen zur Erreichung von Anerkennung und Teilhabe den Befragten in ihrem sozial-räumlichen Umfeld zur Verfügung stehen.

Die Arbeit greift auf Daten, aus der Studie „Aspekte der Armut in Mecklenburg-Vorpommern“ (Arbeiterwohlfahrt, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.) zurück.

 
André Knabe ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Rostocker Instituts für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis e.V. (ROSIS). Er beforscht sozial-räumliche Ungleichheiten aus der Perspektive der soziologischen Netzwerkforschung.